Armin Briatta Fotografie und Webdesign Darmstadt

Nahaufnahmen – Wer sieht Was?

Nahaufnahme einer Weinbergschnecke

Aktuell gibt es viel Aufregung. Und die nervt. Dabei ist das doch alles nichts Neues.

Die DSGVO, die Datenschutz-Grundverordnung, trat am 25. Mai 2016 in Kraft. Nun wird kurz nach Pfingsten die Übergangszeit vorbei sein, und die Verordnung wird in der gesamten EU gelten. Auf englisch heißt sie übrigens GDPR (General Data Protection Regulation). Im Folgenden ein paar Gedanken und Hinweise (ohne den Anspruch, dass diese vollständig sind).

Warum also die Aufregung?

Der Schuhverkäufer kommt nicht mehr zum Verkaufen, sondern macht sich Gedanken, wie er potentielle Abmahnzocker fern hält. Der Buchverleger braucht mehr Zeit zum Lesen der Erklärungen als zum Studieren der Werke seiner Autoren. Der kleine Verein hat nur noch wenig Zeit für die eigentlichen Projekte.

Mancher fragt mich: Was gehört in die Datenschutzerklärung auf der Website? Was ins Impressum? Wie kann ich mich gegen dieses absichern? Wie gegen jenes?

Abgesehen davon, dass es absolute Sicherheit nicht geben wird: Eine Rechtsberatung kann ich nicht leisten, darf ich nicht leisten. Und ich will es auch nicht. Sonst wäre ich Jurist geworden. Natürlich helfe ich, wenn es darum geht, die Mindest-Anforderungen auf der Website umzusetzen. Nur bitte: ohne rechtliche Gewähr.

Es gibt Dinge, die Standard sein sollten oder guter Stil sind

Ins Impressum einer Website gehört der Verantwortliche, bei bestimmten Berufen oder Firmen auch noch weitere Angaben. Und zumindest eine kurze Erklärung, was mit den Daten von Kunden oder Nutzern geschieht, sollte ebenso auf jeder Website stehen – leicht erreichbar über den Button Datenschutz oder ausführlicher benannt Datenschutzerklärung.

Man kann dazu Vorlagen eines Rechtsanwalts nehmen und diese anpassen. Man kann den Berufsverband fragen, was auf die Seiten gehört. Man kann schauen, wie andere es handhaben. Eine endgültige Lösung gibt es sicher nicht, denn auch Fachleute streiten sich, wie welcher Paragraph ausgelegt werden soll.

Drollig finde ich, wieviel Aufwand betrieben wird – zuweilen aus Angst davor, dass abgemahnt werden könnte. Dass Menschen sich gegen alles absichern wollen, so dass die Erklärungen auf der Datenschutzseite mehr Text enthalten als der Rest der Website. Über mögliche hohe Strafen wird gesprochen oder geschrieben. (Zwischenbemerkung: Warum muss ich jetzt an Hans Erich Nossacks Buch Spirale denken?)

Die Website über https auszuliefern  sollte ebenfalls Standard sein. Bei Shop-Betreibern und allen, die sensible Daten abfragen, ist das schon lange Pflicht. Manche Hoster bieten ein SSL-Zertifikat für eine Domain als Gratisleistung an. Bei anderen kostet es ein wenig. Aber das sollte es wert sein. Google soll es angeblich auch honorieren.

Es gibt Dinge, die man vermeiden kann

  • Benötige ich ein Kontaktformular auf der Website? Schließlich kann man mich anrufen oder mir eine E-Mail schreiben. Oder gar im Willgraben in Trautheim klingeln (da, wo der rote Golf steht). Und wenn ich doch ein Formular haben möchte, gilt: so wenig Daten wie möglich erfragen. Um auf ein Formular antworten zu können, reicht die E-Mail-Adresse vollkommen aus. Alles andere kann man später bei einem Kaffee erfragen, so der Kontakt interessant wird. Oder bei einem Glas vinho verde.
  • Benötige ich ein Analyse-Tool? Muss ich wissen, wer gestern um Viertel vor Neun wieviele Seiten auf meiner Website angeguckt hat? Falls ich es nicht lassen kann – und ich bin neugierig – dann nehme ich ein Werkzeug, das von Datenschützern positiv bewertet wurde, zum Beispiel Matomo (früher Piwik).
  • Muss ich die Buttons von facebook oder anderen »Sozialen Medien« einbinden? Naja, wenn ich möchte, dass meine Neuigkeiten verbreitet werden, macht es das einfacher. Dazu nehme ich dann aber datenschutzkonforme Buttons (zum Beispiel Shariff). Die greifen nicht schon beim reinen Besuch der Website Daten ab.

Es gibt noch mehr Fragen

  • Wie gehe ich mit den Daten meiner Besucher und Kunden um?
  • Was macht der Hoster mit den Daten, die dort gesammelt werden?
  • Was geschieht mit den Daten beim Newsletter-Provider?
  • Wer hat Zugang zum Backend meiner Seiten?
  • Was macht mein Website-Administrator mit den Daten, auf die er Zugriff hat?

An dieser Stelle möchte ich hierauf nicht näher eingehen. Stichwörter für die Suche bei google sind: »Auftrag zur Datenverarbeitung«, »Verfahrensverzeichnis«

Es gibt Dinge, die man übertreiben kann

In Zeiten, in denen Millionen freiwillig private Dinge auf facebook veröffentlichen, erscheint es widersinnig, dass man auf WordPress-Blogs darauf hinweisen soll, dass beim Schreiben von Kommentaren Daten übertragen werden. Ja – was denn sonst? Ich muss meine komplette Adresse und meine Telefonnummer auf meiner Website angeben, ich bin jederzeit auffindbar. Der Kommentarschreiber gibt im Zweifelsfall seine E-Mail-Adresse preis. Und wer sagt, dass die echt ist?

Auch ich finde, dass ich nicht alles von mir erzählen muss und dass nicht jeder beliebig mit meinen Daten machen darf, was er will. Aber ich habe es doch selbst in der Hand: Ich muss nicht bei Amazon bestellen. Ich muss nicht jeden Tag auf facebook posten, was ich gerade frühstücke. Ich muss nicht bei jedem Gewinnspiel mitmachen und in Kauf nehmen, dass mein Postfach anschließend mit Werbung zugemüllt wird. Und ich muss auch nicht überall meinen Senf dazu geben. O. K. Erwischt, mache ich ja im Augenblick doch.

Ein Interview

Zum Schluss ein Link zu einem Interview mit der EU-Kommissarin Věra Jourová,  die an der europäischen Datenschutzverordnung mitgearbeitet hat, erschienen auf ZEIT Online. Nach der Lektüre war ich etwas beruhigt.

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Fazit

Der nahende Termin am 25. Mai 2018 gibt mir die Chance, zu überdenken, ob ich mit den Daten meiner Website-Besucher sorgsam umgehe. Und ich muss meine Datenschutzerklärung überprüfen, gegebenenfalls verbessern. Damit ich mich nachher wieder meiner richtigen Arbeit zuwenden kann: Gestalten, Websites bauen, Fotografieren, Reden und Schreiben.

Meine Empfehlung: Schaut nach, wie Ihr es handhabt und bessert nach. Aber vor allem: Geratet nicht in Panik. Bleibt gelassen und verliert nicht den Humor. (lat. Feuchtigkeit). Ohne den geht gar nichts.